Dr. Melanie H. Adamek

OPTIMUM. Autor*innen. Künstler*innen. Kreative

Dr. Melanie H. Adamek

Dass Wald wie eine Medizin wirkt, ahnen wir und dennoch nutzen wir unseren alten Freund viel zu selten als Gesundheitsort. Ich wünsche mir, dass du deinen persönlichen Weg zum Im-Wald-Sein findest, denn mit dir, deiner Neugier und deiner Begeisterung fängt alles an.

Veröffentlichungen bei OPTIMUM

Sie ist promovierte Juristin, Verlegerin, Autorin, Natur- und Waldliebhaberin, Divemaster, Golfspielerin, Hundemama, Menschenfreundin. Sie liebt es, alte Häuser zu sanieren und Gärten zu gestalten. Seit über 20 Jahren schreibt sie über Themen aus Management, Philosophie, Natur, Gesundheit & Psychologie. Bei OPTIMUM erschienene Werke:

Insights|Highlights|Statemens


  • Dr. Melanie H. Adamek im Portrait

    Melanie H. Adamek ist promovierte Juristin, Verlegerin und Autorin. Seit 2001 konzentriert sich ihre Tätigkeit auf den Bereich der öffentlichen Gesundheit, speziell auf Gesundheitsförderung und Prävention. Das Im-Wald-Sein hat sie vor einigen Jahren wiederentdeckt. Gleichzeitig erkannte sie den Trend des Themas und das Potenzial des Im-Wald-Seins für eine gesunde Gesellschaft. 


    Für ihr großes Buch zum Waldbaden und Shinrin Yoku und Im-Wald-Sein  hat sie ein wissenschaftlich inspiriertes dreitägiges Waldbaden-Experiment konzipiert und mit einer interessierten Gruppe von 12 Personen durchgeführt. Sie konnte ausgewiesene Spezialisten aus den Bereichen Gesundheit und Wald für eine Mitwirkung an dieser Publikation begeistern. Sie möchte den Wald als wichtigen Partner für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden in unser Bewusstsein zurückbringen. 


    Dr. Melanie H. Adamek absolvierte bei Dr. Qing Li, der Ikone der Forest Medicine, eine von der International Society of Nature and Forest Medicine zertifizierte Schulung in Forest Medicine in Japan. 


    Mit ihrer Im-Wald-Sein Toolbox für ein natürlich gesundes Leben gibt die international gefragte Waldgesundheits-Expertin bereits vielen Menschen alles Wichtige an die Hand, um genussvoll und im Einklang mit der Natur gesund zu bleiben und den Heilungsverlauf verschiedener Krankheiten selbstwirksam positiv beeinflussen zu können. 


    2020 wurde Dr. Melanie H. Adamek zur stellvertretenden Vorsitzenden des Specialty Committee of Forest Health Maintenance Research der World Federation of Chinese Medicine Societies (WFCMS) berufen.

  • Interview zu IM-WALD-SEIN. Die natürliche Antwort auf Psychostress und Zivilisationskrankheiten. Was steckt dahinter?

    Dr. Melanie H. Adamek beschäftigt sich seit Jahren mit dem Phänomen Waldbaden, Shinrin Yoku und, wie sie es nennt, IM-WALD-SEIN. Sie hat ein Buch dazu veröffentlicht, das innerhal kürzester Zeit vom Geheimtipp zum Standardwerk avancierte. Es ist ein ungewöhnliches, mitreißendes Buch. Kompendium? Reportage? Bildband? Ratgeber? Schwer zu sagen, irgendwie alles in einem. Ein exzellent recherchiertes Sachbuch, das frisch und neu daherkommt, dazu noch reich bebildert. Zum Interview

  • Interview zu VITAMIN G3. Gesund und glücklich mit Vitamin Grün

    Dr. Melanie H. Adamek leistete bereits 2018 Pionierarbeit. Aus gegebenem Anlass brachte sie im März 2020 den Wald in die Stadt, um in Zeiten des Lock-down und Social Distancing positive Signale der Lebensfreude zu setzen. Die Reihe VITAMIN G3. Gesund & Glücklich mit Vitamin Grün entstand. Mehr ...

Interview zu IM-WALD-SEIN. Die natürliche Antwort auf Psychostress und Zivilisationskrankheiten. Was steckt dahinter?

Frau Dr. Adamek, wie kommt man mit Ihrem Werdegang
zum Thema Wald und Gesundheit?

Auf einigen Umwegen zwar, aber die Themen begleiten mich schon lange: Meine Doktorarbeit behandelte eine europa- und staatsrechtliche Spezialfrage, die im Umweltbereich angesiedelt ist. Unser Verlag fokussiert sich auf Themen der öffentlichen Gesundheit. Den täglichen Waldspaziergang kenne ich vom Gassigehen mit meinem Hund Iggy. Der Wald ist durch meine Großeltern biografisch stark verankert.

Das sogenannte Waldbaden habe ich vor einigen Jahren entdeckt.
Allerdings eher „nebenbei“, über ein Versprechen, das ich am Heiligen Abend 2014 gab, und das mich in eine sehr waldreiche Region nach Kroatien führte. „2015 feiern wir Weihnachten in deinem frisch renovierten Geburtshaus in Fužine.“, gab ich meiner Mutter das Wort. 

Das Häuschen liegt mir sehr am Herzen, weil es mich an wunderschöne Ferienerlebnisse erinnert. Es trägt den Geist meiner Großeltern in sich, strahlt Harmonie, Wärme und Geborgenheit aus und ist von Wäldern umgeben.

Und wie wurde dann Waldbaden daraus?

All das führte zu einer Reise, die mich statt der geplanten zwei Wochen mehrere Monate in eine andere Welt hineinkatapultierte. Ohne Plan, aber mit einer klaren Vision machte ich mich an ein mühsames Werk. Weder konnte ich die Sprache richtig, noch kannte ich irgendjemand dort näher. 
Alles war neu und ganz anders als zuhause. Ein spannendes Abenteuer, gespickt mit großen Lebensthemen und Erkenntnissen. Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein? Was zählt, was nicht? Welchen Ballast kann ich abwerfen? Wo sollte ich vielleicht umdenken?

Spannend ... 

Ja, Total. Viele dieser Gedanken sind mir bei meinen „Waldpausen“ gekommen, die ich mir während der Sanierungsphase verordnet hatte. Den ganzen Tag Kies und Zement in den Betonmischer zu schaufeln, schreit nach frischer Luft. Nebenbei Abläufe in einer Sprache zu koordinieren, von der man vielleicht zwei, drei Sätze sicher beherrscht, verlangt nach Schweigen im Wald. Ein selbst gesetztes hohes Arbeitspensum ruft nach Gemächlichkeit. 
Der Wald wurde für mich zum essenziellen Ort, um meine Akkus wieder aufzuladen. Ich erinnerte mich an die vielen Waldausflüge mit meinem Großvater, der die Gabe hatte, mich den Wald mit seiner einzigartigen Atmosphäre und all seinen Lebewesen wahrnehmen und fühlen zu lassen und mich als Teil dieses Netzwerks zu begreifen. Ich ging also in den Wald, um dort zu sein und nicht um irgendetwas anderes zu tun. Und schon sind wir mitten im Waldbaden.

Der Wald als persönlicher Ruhepol?

Ja, für mich war es so. Aber nicht nur das, ich bemerkte, dass ich durch meine vergleichsweise kurzen Waldaufenthalte auch körperlich „fitter“ wurde. Obwohl ich z.B. auf einer kalten und zugigen Baustelle arbeitete und einige Zeit sogar dort schlief, war ich kein einziges Mal erkältet oder anderweitig krank.
Im Gegenteil, es ging mir so gut wie selten. Man kann das natürlich auch mit meiner hohen Motivation erklären, aber ich bin überzeugt, dass es vornehmlich an meinen Waldaufenthalten lag

Sind Sie so auf die Idee eines Waldbaden-Experiments gekommen?

Ja, das war die Initialzündung. Doch das Waldbaden-Experiment ist nicht meine alleinige Idee, es ist eine Initiative, die sich aus Gesprächen, den persönlichen Erfahrungen in Fužine und der Presse zum Shinrin Yoku, wie das Waldbaden in Japan genannt wird, entwickelt hat. Ich hatte einige Artikel gelesen, in denen immer wieder gesagt wurde, dass ein Waldspaziergang unsere natürlichen Krebskillerzellen aktiviert, meist war von einer Steigerung um 40 Prozent die Rede. Besonders gut fand ich den Artikel von Clemens G. Arvay in der Zeitschrift „PSYCHOLOGIE HEUTE“. Begeistert berichtete ich im Bekannten- und Freundeskreis über das Waldbaden. 
Alle waren fasziniert und doch ein wenig ungläubig. Eins fügte sich zum anderen und es kristallisierte sich eine Gruppe von zwölf Neugierigen heraus, die beschloss, die behaupteten Effekte in einem Praxistest selbst nachzuvollziehen. Enthusiastisch arbeitete ich mich weiter in das Thema ein und stieß auf das Forschungsgebiet der Waldmedizin und auf Prof. Dr. Qing Lis reichhaltige Studien zur immunologischen Wirkung des Shinrin Yoku. Prof. Qing Li von der Tokio Medical School gilt als Begründer und Urvater der Waldtherapie.

Ziemlich ungewöhnlich! Wie sah der Praxistest aus?

Faszination und Entdeckergeist führten uns im September 2017 während eines fünftägigen Kurzurlaubs für drei Tage in den Wald auf der Suche nach Entspannung, Wohlbefinden und besseren Blutwerten. Da es ja kein verbindliches Waldbaden-Programm gibt, entwickelten wir ein eigenes Konzept, wobei wir uns an den Rahmenbedingungen von Prof. Dr. Lis Forschungsarbeiten orientierten.
Zusätzlich gelang es uns, hochkarätige Unterstützung durch Prof. Dr. Dr. Angela Schuh und Gisela Immich vom Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung an der LMU München zu finden. Die beiden haben mich hinsichtlich der Durchführung unseres Experiments beraten und auch wichtige Impulse für seine Auswertung gegeben. Das Ergebnis können Sie in meinem Buch nachlesen.

Und was möchten Sie damit beweisen?

„Beweisen“ im engeren Sinn möchte ich gar nichts. Ich bin ja weder Medizinerin noch in der Forschung tätig. Ich möchte vielmehr etwas Wichtiges zeigen! Als mich die Gruppe bat, unser Experiment zu konzipieren, habe ich das mit Sorgfalt und Disziplin getan mit dem „wissenschaftlichen Feuer“, das auch nach meiner juristischen Ausbildung nicht erloschen ist. Unsere „Forschungsfrage“ lautete schlicht und ergreifend: „Führt ein an Prof. Qing Lis Studien angelehnter organisierter Kurzurlaub mit drei Waldtagen bei einer heterogenen Reisegruppe aus zwölf Personen zu einer messbaren Erhöhung 
der NK-Zellaktivität und einer messbaren Verbesserung der psychischen Befindlichkeit und des körperlichen Wohlbefindens?“

Es ging also um die Effekte auf unsere Gruppe. Wenn Sie so wollen, wollten wir es uns selbst beweisen. Aber natürlich möchte ich den Einzelnen animieren, sich selbst auf den Weg in den Wald zu machen und den Gesundheitsverantwortlichen zu zeigen, dass das Im-Wald-Sein auch bei uns das Zeug zum Präventionskonzept hat.

Ihr Weg führte Sie im Frühjahr 2018 bis nach Japan zu Prof. Dr. Qing Li. Haben Sie mit ihm über das Experiment gesprochen?

Ja, natürlich. Ich brannte darauf, Prof. Li unsere Ergebnisse zu präsentieren und seine Meinung zu hören. Es war sehr eindrucksvoll, wie offen und positiv der Initiator und Motor der Forest Medicine auf unsere Initiative reagierte. Das freute mich sehr. Was die Ergebnisse anbelangt, war Prof. Li natürlich wenig überrascht. 
Denn sie liegen auf einer Linie mit seinen Forschungen. Prof. Dr. Qing Li ist ein sehr beeindruckender Mann, mit dem ich mich auf der Rückfahrt von unserem Forest Medicine Training ausgiebig unterhalten konnte.

Was war ihr Highlight in Japan?

Kaum zu sagen. Es gab viele Highlights. Zum Beispiel Prof. Dr. Won Sop Shins Vortrag zur Waldheilungspolitik in Südkorea oder der Spaziergang mit dem kalifornischen Experten Amos Clifford im Kaisergarten Tokios, bei dem ich viel über die Ausbildung und Arbeit von Forest Therapy Guides lernte. Spaghetti carbonara mit Stäbchen essen und gleichzeitig Fachvorträgen lauschen, gehörte aber genauso dazu, wie der Serau, ein gämsenartiges Wildtier, mit dem ich auf Tuchfühlung ging.
Doch ..., jetzt fällt mir das Highlight ein: Der intensive Duft, den die Baumriesen auf unserem Shinrin Yoku Walk in Okutama an einer bestimmten Stelle versprühten. Es war, als würde hinter jedem Baum ein Mensch mit einem Raumspray nachhelfen. Faszinierend!

Sie sprechen vom IM-WALD-SEIN, nicht vom Shinrin Yoku oder Waldbaden. Warum?

Ich finde den Begriff offener und treffender. „Waldbaden“ ist die deutsche Übersetzung des japanischen Begriffs Shinrin Yoku. Shinrin steht für Wald und Yoku könnte man mit baden, im Sinne von „in die Atmosphäre des Waldes eintauchen“ übersetzen. Im Englischen heißt es Forest Bathing. Die Südkoreaner sprechen vom Forest Healing. Geht es um das durch Fachleute begleitete Waldbaden, spricht man von Shinrin Therapy oder Forest Therapy, also von Waldtherapie. Das bezeichnet in Japan die Praxis von gesundheitsfördernden
Freizeitaktivitäten in einer Waldumgebung, die unter der Aufsicht medizinisch geschulten Personals durchgeführt wird, um eine ganzheitliche Steigerung von Gesundheit und Wohlbefinden zu erreichen – mit nachweisbaren Entspannungseffekten. Mir geht es um das IM-WALD-SEIN im Sinne von „sich darauf einlassen, wahrnehmen und präsent sein“. Im-Wald-Sein ist die Qualitätsmarke für Waldbaden und Shinrin Yoku.

Und warum qualifiziert sich das Im-Wald-Sein als Präventionskonzept?

Weil es eine Fülle ernst zu nehmender Belege gibt, dass der entspannte Aufenthalt im Wald gesundheitsfördernd wirkt. Es gibt etliche Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet. Das IM-WALD-SEIN ist gut für die Seele, es wirkt gegen Stress und mentale Erschöpfung und aktiviert wichtige Zellen des Immunsystems. Eine ideale Präventionsmaßnahme also, die potenziell sogar vor der Entstehung von Krebs schützen kann. In meinem Buch habe ich viele Studien und vor allem auch wichtige Metastudien analysiert. Letztere sammeln existierendes Datenmaterial und bewerten Forschungsergebnisse nach festgelegten wissenschaftlichen Standards. 
Das Resultat sind sogenannte Reviews, die eine gute Übersicht zum Stand und zur Qualität bestehender Studien liefern. Diese Sekundärforschung zeigt zum einen, dass es bereits viele verlässliche Studien gibt und dass Waldbaden bei vielen Erkrankungen wie etwa Diabetes, Atemwegserkrankungen, COPD, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck positive Wirkungen hat. Überdies werden derzeit auch einige Waldtherapieprogramme untersucht, um zu sehen, welche Maßnahmen sogar therapeutisch wirken können. Das finde ich besonders spannend.

Waldbaden als Therapie?

Genau. Vieles deutet darauf hin, dass das IM-WALD-SEIN als ergänzende Therapiemaßnahme zum Beispiel bei der Behandlung von Depressionen oder in der Krebsbehandlung wirksam sein kann, wenn es durch entsprechend qualifizierte „Behandler“ mit medizinischem Hintergrund angeleitet wird. Ein Beispiel, wo solche Programme durchgeführt werden, ist der Waldtherapiegarten Nacadia in Dänemark. 
Seit 2011 werden dort Menschen mit stressbedingten Erkrankungen wie Burn-out oder mentaler Erschöpfung mit einer naturbasierten Therapie behandelt. Diese beinhaltet z.B. eine individuelle Gesprächstherapie, eine achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie, das Wahrnehmen von Sinneseindrücken, Gartenarbeit und das Gestalten von naturbasierten Geschichten und Symbolen als Metaphern für das eigene Leben.

Entsteht da ein neues Berufsbild? Man hört immer wieder von Waldbaden-Trainern, ja sogar Waldbademeistern... 

Ja, das ist eine großartige Entwicklung. In vielen Gesprächen habe ich herausgehört, dass unsere Begeisterung für den Wald weit über die Begeisterung hinausgeht, selbst in den Wald zu gehen. Auf sich allein gestellt wissen viele nicht so recht, was sie denn mit sich selbst im Wald anfangen sollen. Hier tut Begleitung durch einen erfahrenen „Trainer“ gut. 
Leider gibt es noch zu wenige Angebote in dieser Richtung und die Angebote, die es gibt, sind noch nicht wirklich publik. Hinzukommt, dass es bislang noch keine verbindlichen Standards für die Ausbildung von Waldbadentrainern gibt. Manchmal werden die Angebote in einen Kontext gerückt, der mir gar nicht gefällt.

Was meinen Sie damit?

Mitunter kommt es so rüber, als müsse man besonders gestrickt sein, um den Wald und sich selbst im Wald erleben zu können, z.B. dass man unbedingt Bäume umarmen müsse. Manche „Waldbaden-Entdecker“ mögen die Idee, andere nicht. Ich finde, das sollte jeder selbst entscheiden. Und mir ist keine Studie bekannt, die herausgefunden hätte, dass der Wald nur dann bzw. besonders positiv auf die Gesundheit wirkt, wenn man seine Bäume umarmt. Es geht aus meiner Sicht um etwas völlig anderes. Daher auch meine Motivation für den
IM-WALD-SEIN-Audioguide,
mit dem man einen achtsamkeitsbasierten geführten Waldaufenthalt erleben kann, unaufdringlich und ohne eine bestimmte Doktrin. Und bevor Sie jetzt fragen: Ja, ausgerechnet mit dem Smartphone. Digital Detox bedeutet nämlich nicht unbedingt, das Handy wegzulegen, sondern es „smart“ zu verwenden. „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“, wusste Paracelsus bereits um 1530 zu sagen. Übrigens: Ein ganz normaler mp3-Player tut es auch.

Ihr Buch enthält eine klare Message und eine politische Forderung. Gibt es neue Pläne?

Ja, in der Tat. Ich möchte das Thema Wald und Gesundheit in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit bringen. Außerdem ist es höchste Zeit, dass das Im-Wald-Sein, wie etwa in Südkorea, eine gesellschaftlich anerkannte und breit geförderte Gesundheitsstrategie bei uns wird. 
Das bei uns Waldbaden genannte Shinrin Yoku, welches ich als Im-Wald-Sein bezeichne, muss als Maßnahme zur Gesundheitsförderung und Prävention Eingang in die reguläre medizinische Versorgung finden. Dafür setze ich mich ein. 

Interview zu Vitamin G 3. Gute Karten für deine Gesundheit 

Als Reaktion auf die Corona Pandemie haben Sie eine Reihe von Gesundheits-Kartensets entwickelt. Warum?

Mein Motiv ist klar: In Zeiten von Angst und Ausgangsbeschränkungen vor allem den Menschen, die nicht so gut vernetzt sind, dabei zu helfen, jeden Tag spielerisch und leicht etwas für Körper, Geist und Seele zu tun. Weil wir es so gewohnt sind, dass uns die Medizin für jedes kleine Zipperlein und für jede große Krankheit das passende Medikament zur Verfügung stellt, vergessen wir etwas sehr essenzielles und großartiges: unseren eigenen inneren Arzt. 
Ich bin der tiefen Überzeugung, dass wir alle über einen inneren Arzt verfügen, der uns hilft, auch scheinbar unüberwindbare Herausforderungen zu meistern und das Leben aus einer positiven Haltung heraus in die eigenen Hände zu nehmen. Dazu brauchen wir nicht das große Brimborium, sondern unsere Lebensbasics. Die äußere und unsere innere Natur bieten uns höchstwahrscheinlich sogar alles, was wir brauchen, um uns gegen Probleme, Stress und Krisen zu immunisieren.

Was möchten Sie mit den Vitamin G 3 Karten erreichen?

Meine Intention ist es Menschen zu motivieren, jeden Tag ein paar Genussmomente für sich selbst zu finden. Egal, in welcher Lebenssituation wir uns befinden: Wir alle machen schwere Zeiten durch. Jeder von uns hat existenzielle Probleme, sei es wirtschaftlicher, gesundheitlicher oder sozialer Art. Da vergisst man schnell mal auf sich selbst zu achten.
Andererseits hat man, wenn der Kopf voller Sorgen und Probleme ist, keine Lust auf komplizierte Anleitungen und wohl eher keine Kapazitäten frei für bewusste große, aktive Lebensveränderungen. Wir sind ja täglich für unmöglich gehaltenen massiven Veränderungen ausgesetzt, unsere ganze Kultur im Sinne von miteinander umgehen ist im Moment weggebrochen.

Was also hilft uns in dieser Krisensituation? 

Etwas, das wir schon seit es uns gibt kennen, das in unserer DNA angelegt ist: unsere Naturverbindung. Ob wir daran denken oder nicht, sie ist einfach da. Seit 2016 beschäftige ich mich mit dem Thema. Für mein Buch „IM-WALD-SEIN. Die natürliche Antwort auf Psychostress und Zivilisationskrankheiten. Entdeckung eines Präventionskonzepts“ 
habe ich aus verschiedenen Blickwinkeln die Wirkungen der Natur, insbesondere des Waldes auf unseren Organismus und unsere Psyche untersucht.Das VITAMIN GRÜN Kapitel zeigt eindrücklich die vielen höchst unterschiedlichen, aber immer ganzheitlichen Gesundheitsvorteile, die die Wissenschaft bereits belegt hat. 

Wie können wir die Naturverbindung am besten erleben und nutzen?

Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt, als ich die vielen älteren Menschen in meiner Umgebung näher betrachtet habe. Die zoomen, skypen, whatsappen, posten usw. eher selten und leiden besonders unter der Kontaktarmut. Familien, die auf engstem Raum aufeinander sitzen, haben vielleicht zu viel Kontakt und unsere Alltagsheld*innen stehen unter einem ganz anderen Stress. 
Wie kann man die Menschen motivieren, ohne erhobenen Zeigefinger oder Druck? Zusammen mit einem tollen Autorinnenteam habe ich verschiedene Kartensets entwickelt. Der Name unseres Projekts ist Programm: VITAMIN G3. Gesund und Glücklich mit Vitamin Grün.

Worum geht es bei Vitamin G3?

Seine psychische und physische Widerstandskraft und sein Immunsystem zu stärken. Viele Mediziner empfehlen jetzt ausgedehnte Waldspaziergänge zur Stärkung des Immunsystems und der Lebensfreude und ganz simpel, um die Lunge mit frischem Sauerstoff zu durchlüften.
Nicht immer wird ein Waldspaziergang möglich sein, doch auch auf Balkonien, im Garten oder in einem noch so kleinen Park können wir mehr Vitamin Grün in unseren Alltag bringen und unseren inneren Arzt aktivieren. Entscheidend ist unsere eigene Wahrnehmung.

Ist das nicht etwas esoterisch?

Ganz im Gegenteil. Es ist elementar. Oft versuchen wir, unseren emotionalen Zustand durch positives Denken und gute Glaubenssätze zu beeinflussen. Doch sicher haben Sie auch schon erlebt, dass trotz noch so guten Denkens ein schlechtes Bauchgefühl bleibt, dass es sich einfach nicht passend anfühlt. Hier hilft Ihnen Vitamin Grün in Form von Naturreizen und auch Ihre Atmung als stärkste Kraft, um Ihre Emotionen zu steuern. 
Wer seine Sinne öffnet und bewusst an einer Blume schnuppert, intensiv eine Biene betrachtet und ihrem Summen lauscht, den Wassertropfen auf der
Haut fühlt, ist im Nu weit weg von Alltagstrott und, dank Vitamin Grün, ganz im Hier und Jetzt. Erkenntnissen der Psychoneuroimmunologie zufolge nimmt die psychische Verfassung außerordentlichen Einfluss auf das Immunsystem. Insbesondere Menschen, die unter chronischem Stress stehen, können Angriffen durch Viren und Co. schlechter widerstehen. Je entspannter, ausgeglichener und zufriedener wir sind, desto größer ist unsere Chance, gesund zu bleiben und in vielen Fällen auch zu werden. 

Worum geht es in den vier Kartensets? Und an wen richten sie sich?

Im ersten Set entdecken wir mit 21 kleinen, effektiven Übungen, wie wir unseren inneren Arzt aktivieren können. Wir lachen, wir mobilisieren unseren Körper, wir nähren unsere Seele mit Natureindrücken. Alle Tipps, Tricks und Übungen sind so ausgewählt, dass man sie bald beherrscht. Aus diesem Set ist auch die Übung für unsere Aktion „Der Wald in der Stadt“ enthalten, mit der wir für sozialen Austausch in Zeiten von Kontaktverboten sorgen wollen. Haben Sie schon mal selbst gemachten Muckefuck getrunken? 

Für kreative Leute und für Familien mit Kindern dürfte das zweite Set interessant sein. Es gibt dem zum Frische-Luft-Schnappen empfohlenen Spaziergang Inhalt. Es motiviert zu gesunden Naturerfahrungen. Wir pflücken eine handvoll Pflanzenpower, die wir am Wegesrand finden und zuhause z.B. gleich zu einer tollen Handcreme, einem heilsamen Tee, einem feinen Salat oder einer raffinierten Nachspeise verarbeiten können. 
Im dritten Set machen wir Morgens-Mittags-Abends ein kleines Workout während wir Vitamin Grün auf Balkonien oder den Garten genießen. Betrachten wir die üppige Natur, so hüpft bei vielen nicht nur das Herz, sondern auch die Füße hüpfen mit. 

Das vierte Set bietet vor allem unseren Alltagshelden 21 natürliche Entspannungsrituale, kleine Vitamin Grün Auszeiten. Obwohl wir selten an sie denken, helfen uns kleine Alltagsrituale genauso effektiv wie guter Schlaf, gesunde Ernährung und ausgleichende Bewegung. Die kleine Vitamin D Meditation z.B. kann man überall machen, wo die Sonne scheint und „Mit bewussten Schritten Feierabend“ ist besonders für die toll, deren Feierabend viel zu kurz ist. 

Wie wendet man die Karten am besten an? 

So wie man Lust hat. Man kann vor dem Spaziergang das Vitamin Grün Orakel befragen und eine Mottokarte aus Set 2 ziehen oder drei Karten für das tägliche Balkon-Workout und und und. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. 
Praxisnah zeigen die Karten Wege auf, wie man sich gegen die Gesundheit schädigenden Stress abhärten und für Gesundheit und Wohlbefinden aktiv werden kann. Dank handlichem Pocketformat sind sie ein zuverlässiger Begleiter und natürlich auch ein gutes Geschenk an besondere Menschen. 

Was hat es mit der Aktion „Der Wald in der Stadt“ auf sich?

In der schlimmsten COVID-19 Lock-down Zeit wollten wir mit unserer „Balkon-Aktion“ vor allem diejenigen in unserer Gesellschaft erreichen, die „analog“ leben. Es ist eine Aktion für Herz, Hirn, Lunge und (Lach)Muskeln. Jeden Abend um halb7 interagieren wir auf unseren Balkonen, Terrassen, in unseren Gärten oder am offenen Fenster.
Wir lassen einen Wald in der Stadt entstehen. Jede*r für sich und alle zusammen! 
Alle Infos dazu und die Gratis-Mitmachkarte gab es unter anderem unter www.vitamin-g.club. Für die Aktion wurde auch die offene Facebook-Gruppe Im Wald sein auf Balkonien. Der Wald in der Stadt eingerichtet. 

Warum bringen wir gerade den Wald in die Stadt?

Der Wald ist für sehr viele von uns ein wundervolles „Geschöpf“, ein unergründliches „Wesen“, zu dem ein „geheimes Band“ besteht, das uns versteht, uns zuhört, tröstet, uns gesund erhalten und der sogar heilen kann (sich selbst und uns). Die faszinierenden Gesundheitswirkungen des Im-Wald-Seins habe ich ja selbst erfahren und in Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftlern bereits 2017 erforscht.  Bäume bilden einen perfekten Sozialverbund, nach dem wir uns besonders in Krisenzeiten sehen. Deshalb glaube ich fest an die positive Symbolwirkung unserer Aktion.  
Die Übung „Der Wald in der Stadt“ ist für jede*n einfach und nach individuellen Fähigkeiten durchzuführen. Die Interpretation der Übung, die unseren Organismus bestens mobilisiert, ist völlig frei. Und ganz bestimmt entstehen viele lustige Situationen und Interaktionen.  
Natürlich erhoffen wir uns, mit unserer Aktion viele Menschen zu erreichen und unsere Gesundheitskarten bekannt zu machen. Viele Unterstützer*innen haben pro bono mitgemacht und rund um die Uhr gearbeitet, damit wir pünktlich zu Ostern starten konnten. Es ging und geht um Hoffnung, Freude und Gesundheit – ganz elementar und analog. 
Share by: